Wandern im Obervinschgau

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Mächtige Bergmassive, liebliche Almen, malerische Wanderwege, gastfreundliche Menschen und die Verschmelzung deftiger Tiroler Küche mit italienischer Kochkunst – wenn dann noch die Sonne scheint, dann ist der Urlaub in Südtirol perfekt. Wir sind zwar bei strömenden Regen angekommen, aber am nächsten Tag war alles gut. Und das Wetter hielt dann auch den gesamten Urlaub. Es war unser zweiter Aufenthalt im Vinschgau, der uns diesmal nach Mals gebracht hat. Die Gemeinde liegt auf gut 1.050 Meter Höhe kurz hinter dem Reschenpass (italienisch: Passo di Resia), der Österreich mit Italien verbindet. Nebenbei: Der Gebirgspass ist zugleich die Wasserscheide zwischen Donau und Etsch (italienisch: Adige). Die Etsch ist ihrerseits der zweitlängste Fluss Italiens. Sie entspringt oberhalb des Reschensees und fließt durch das fruchtbare Vinschgauer Tal vorbei an unzähligen Apfelplantagen, nimmt ihren Weg dann quer durch Oberitalien, um dann in der Adria zu münden.

Die Gemeinde Mals besteht aus dem namensgebenden Hauptort sowie neun weiteren Dörfern, darunter Burgeis, Laatsch, Schleis und Tartsch. Als Standort haben wir uns eine familiengeführte Pension in dem kleinen Bauerndorf Schleis (italienisch: Clusio) ausgesucht. Der gerade mal rund 360 Einwohner zählende Ort liegt am Hang, abseits der Hauptverbindungsstraße. Das Auto konnten wir größtenteils bei der Pension stehen lassen, denn von Schleis aus lassen sich Wanderungen gestalten und der Hauptort ist ebenfalls sehr gut zu Fuß zu erreichen. Ein Weg, den sich Fußgänger und Fahrradfahrer teilen, führt nach Mals – Laufzeit etwa eine Viertelstunde.

In Schleis selbst gibt es als Sehenswürdigkeiten die Pfarrkirche St. Laurentius und die Hofkäserei Englhorn, die ihre Produkte auch vor Ort verkauft. Eine kulinarische Entdeckung ist der Gasthof „Zum Gold’nen Adler“. Der Service ist ausgesprochen herzlich und zuvorkommend. Die sterneverdächtige Küche ist ziemlich beliebt, eine Reservierung daher empfehlenswert. Am besten schlemmt man sich durch das mehrgängige Tagesmenü. Weitere Restaurants gibt es in den umliegenden Ortschaften oder eben in Mals.

Pestizidfreie Gemeinde

Ausgesprochen sympathisch war das Bekenntnis zur „pestizidfreien Gemeinde“, auf das ein Laken an einem Haus am Ortseingang aufmerksam machte. Mals und damit auch Schleis sowie die anderen Gemeindeteile haben sich im Herbst 2015 als erste europäische Gemeinde gegen den Einsatz von Pestiziden ausgesprochen. Ein interessanter Beitrag dazu ist in der Neuen Zürcher Zeitung erschienen.

In Mals selbst befindet sich ein Prunkstück aus historischer Zeit: Die Kirche St. Benedikt wurde bereits im 8. Jahrhundert gebaut und im Laufe der Zeit baulich verändert. Das Äußere zeigt heute einen romanischen Bau mit viergeschossigem Turm. Im Inneren der Kirche sind eindrucksvolle, ziemlich gut erhaltene Fresken aus der Karolingerzeit zu sehen, ebenso Fragmente der Chorschranke und Kapitelle. Spätantike Flechtbänder schmücken einen Teil der Fragmente und erinnern an die vorchristliche, keltische Kultur. Die Kelten haben hier auch tatsächlich gesiedelt, wie Funde am benachbarten Tartscher Bichl bestätigen. Von oben erinnert dieser Rundbuckel fast an ein keltisches Fürstengrab. Grabungen auf dem Tartscher Bichl legten Reste von einer frühlatènischen Siedlung frei. Außerdem wurde hier ein spätlatènezeitliches keltisches Schwert gefunden.

Von Mals nach Schluderns

Einen weiten Blick über den Obervinschgau, seine Gemeinden und den Tartscher Bichl hat man zum Beispiel bei einer Wanderung von Mals nach Schluderns. Wir sind dabei ein Stück des Sonnensteigs gelaufen, der unterhalb des Waldes an saftigen Wiesen, aber auch an mageren Trockenhängen vorbeiführt. Hier haben wir zu unserer Überraschung auch üppige Sanddornhecken entdeckt. Besonders idyllisch sind die Waalwege. Als Waale werden die Bewässerungssysteme in Südtirol bezeichnet, die bereits im 12. Jahrhundert entwickelt wurden. Diese Wanderung führte allerdings nur ein kurzes Stück an einem Waal entlang, bevor wir in Richtung Churburg nach Schluderns wieder talwärts abgebogen sind.

Die Churburg (Castelcoira) ist eine der schönsten Burganlagen, die wir bislang gesehen haben. Sie ist im Besitz der Familie der Trapp, einer Familie aus steirischem Uradel, die in der warmen Jahreszeit ihr Quartier in der alten Burg bezieht. Die gehisste Fahne zeigt, wenn die Familie anwesend ist. Bei einer Führung durch die Churburg erhalten Besucher einen Einblick ins Innere. Die präsentierten Räume beherbergen historische Kostbarkeiten und versetzen die Besucher ins Staunen.

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