Buchtipp: Kräuterhandbuch

Kräuterzeit: Im Frühling haben Kräuter Hochkonjunktur. Wenn sie nicht schon von sich aus im Garten wachsen, kann jetzt das Sortiment mit jungen frischen Kräutern aus den Gärtnereien aufgefüllt werden. Viele eignen sich auch dafür, in Töpfen oder Kästen auf dem Balkon zu kultivieren. Mehrjährige Pflanzen kommen durchaus im Topf gut durch den Winter.

Kräuter geben dem Essen Würze. Ihre Blüten sind wichtige Nektarquelle für Hummel, Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten. Einige Blüten sind auch für uns Menschen ein Genuss. Kräuter besitzen aber nicht nur einen kulinarischen Wert. Sie sind vor allem gesund: Kräuter enthalten zum Beispiel Antioxidantien, die unsere Zellen schützen. Sie kurbeln die Fettverbrennung an, wirken entzündungshemmend, bekämpfen Viren, Bakterien oder auch Pilze. Manches Kraut hat seine eigentliche gesunde Kraft in der Wurzel verborgen. Welches Kraut wie wirkt, darüber schreibt Gertrude Messner in ihrem „Kräuterhandbuch“, das bei Löwenzahn erschienen ist. Das Buch ist mir bei unserem Urlaub im Vinschgau, in einer Buchhandlung in Meran, in die Hände gefallen. Es stellt „Kulturkräuter“ wie Basilikum, Thymian oder Pfefferminze ebenso vor wie gängige Wildkräuter, die vor der Haustür wachsen, darunter Brennnessel, Löwenzahn oder Spitzwegerich.

Die Autorin beschreibt, wie man die Kräuter erkennt und wo sie bevorzugt wachsen. Welche gesundheitsfördernde Wirkung sie haben und wie ihre Wirkstoffe in Tinkturen, Tee, Öl oder Salben genutzt werden können. Gertrude Messner betreibt selbst einen Bergbauernhof in Brandenberg, einer Gemeinde in Tirol. Ihre Kräuterkunde, die sie in ihrem Buch festgehalten hat, beruht auf Erfahrungen, Überlieferungen, Ausbildungen und dem Austausch mit anderen kräuterkundigen Personen. Aus ihrem Wissen heraus mahnt sie verantwortungsbewusst zu einem vorsichtigen Umgang mit den Rezepturen.

In übergeordneten Kapiteln gibt die Autorin außerdem Tipps, wann die beste Zeit zum Kräutersammeln ist, wie die Ernte getrocknet und weiter zu Ölen, Salben oder Tinkturen verarbeitet wird. Sie widmet sich der Frühjahrskur mit Kräutern und einfachen Hausmitteln, die gegen häufige Beschwerden wie Fieber, Husten und Heiserkeit, Juckreiz, Kopfschmerzen oder Sodbrennen wirken.

Ein paar der von ihr beschriebenen Kräuter, die auch bei uns im Schrebergartenglück und auf dem Balkon wachsen, sollen hier kurz umrissen werden.

Baldrian (Valeriana officinalis)
Wir haben ihn im Garten vor allem wegen seines schönen Duftes. Medizinisch genutzt wirkt Baldrian unter anderem beruhigend, schlaffördernd, krampflösend, magenstärkend und blutdrucksenkend. Üblicherweise wird aus der Wurzel ein Tee oder eine Tinktur hergestellt. Gertrude Messner nutzt allerdings auch die Blüten.

Borretsch (Borago officinalis)
Ein Kraut für die Küche und die Gesundheit. Vom Borretsch lassen sich Blätter und Blüten verarbeiten. Er verfeinert geschmacklich Salate und er ist eines der sieben Kräuter, die in die Frankfurter Grüne Soße gehören. Seine Blüten sehen auch hübsch als Dekoration von Süßspeisen aus. Borretsch soll den Stoffwechsel anregen, das Herz und die Nerven stärken, harntreibend, blutreinigend und krebsabwehrend wirken. Allerdings enthält Borretsch auch Stoffe, die toxisch auf die Leber wirken. Die Dosis macht’s – übermäßiger Verzehr ist also nicht ratsam.

Hat man einmal Borretsch im Garten, kommt er jedes Jahr wieder. Er ist zwar einjährig, sät sich aber immer wieder von selbst aus. Seine hübschen sternförmigen Blüten sind eine willkommene Hummel- und Bienenweide.

Goldmelisse (Monarda didyma)
Die Goldmelisse oder auch Indianernessel wächst vor allem im Garten wegen ihres Blütenschmucks. Die Blätter und Blüten duften nach Bergamotte. In der Küche ergänzen ihre frischen Aromen süße und auch herzhafte Speisen. Sehr gut schmecken Sirup und ein mit Goldmelisse verfeinerter Essig. Die Wirkstoffe der Goldmelisse als Tee getrunken sollen bei Depressionen und Stimmungsschwankungen helfen. Goldmelisse-Öl soll eine reinigende, erfrischende und stärkende Wirkung haben. Als Creme soll sie helfen, schmerzende Wunden zu beruhigen.

Liebstöckel (Levistcum officinale)
Das „Maggikraut“ ist eine ausdauernde, mehrjährige Pflanze, die wir nicht mehr missen möchten. Ihr Geschmack bereichert Salate, Suppen und Pasta-Soßen. Die Blätter lassen sich auch gut trocknen und somit für den Winter konservieren. Für den medizinischen Einsatz werden vorwiegend die Wurzeln und Samen genutzt. Liebstöckel ist verdauungsfördernd und beruhigt den Magen. Auch bei Nierenerkrankungen oder Harnblasenkatarrh soll Liebstöckel helfen.

Löwenzahn (Taraxacum officinale)
Bei einigen Kleingärtnern als lästiges Unkraut verschrien. Dabei hilft das Kraut Menschen, Tieren und auch Pflanzen: Löwenzahn unterstützt Bäume, den Eisengehalt des Bodens aufschließen und so einer Blättergelbsucht (Blattchlorose) vorzubeugen (Christa Weinrich in „Geheimnisse aus dem Klostergarten“). Bei uns Menschen wirkt Löwenzahn stoffwechselanregend, verdauungsfördernd oder auch harntreibend.

Die medizinische Pflanzenkraft steckt in der Wurzel. Blätter und Blüten ergänzen den Speiseplan. Ein traditionelles Rezept ist Löwenzahnhonig – eigentlich eher ein Sirup.

Oregano (Origanum vulgare)
Dem Volksglauben nach soll ein blühender Dost oder wilder Majoran – wie Oregano auch bezeichnet wird – Glück und Schutz über ein Haus bringen. In jedem Fall zählt Oregano zu den wichtigsten Küchenkräutern, die auch frei in der Natur wachsen. Bienen und Schmetterlinge fliegen mächtig auf die Blüten. Uns Menschen hilft Oregano als Tee bei Husten, als Gurgelmittel lindert er Mund- und Rachenentzündungen. Grundsätzlich regen seine Wirkstoffe den Stoffwechsel an. Sie sind gut für Leber und Lunge, wirken krampflösend, verdauungsfördernd, schleimlösend und entwässernd.

Ringelblume (Calendula officinalis)
Ihre Blüten sind nicht nur leuchtend schön. In ihnen steckt auch eine große Heilkraft. Ringelblume wirkt antiseptisch, blutreinigend, entzündungshemmend, zellregenerierend und blutstillend. Sie unterstützt die Wundheilung und verhindert Narbenbildung. Ein Ringelblumenöl hilft bei Hauterkrankungen. Frische oder getrocknete Blüten als Tee zubereitet, soll nach Gertrude Messner auch bei Brustkrebserkrankungen unterstützend wirken.

In der Küche genutzt verzieren Blütenblätter Speisen. Sie färben ähnlich wie Safran Kuchen oder Milchspeisen. Oder geben einem selbst hergestellten Kräutersalz einen leuchtenden Farbakzent.

Thymian (Thymus vulgaris)
Thymian – oder auch Quendel – ist ein essentielles Küchenkraut, aber vielmehr noch eine wichtige Heilpflanze, die unter anderem schleim- und krampflösend, antiseptisch und harntreibend wirkt. Als Creme hilft Thymian bei Schnupfen, Wunden und Hautproblemen. Tee und Sirup sind fördern die Heilung einer Erkältung mit Husten. Gertrude Messner beschreibt auch ein Rezept für selbst gemachte Hustenbonbons.

Das „Kräuterhandbuch“ ist ein schönes Nachschlagewerk, das altes Wissen über die Heilwirkung von Pflanzen vermittelt. Es beschreibt insgesamt 47 Kräuter und regt an, sich genauer mit den Pflanzen zu beschäftigen, die vielleicht zunächst nur aus dekorativen Zwecken oder als Küchenkraut ihren Eingang in den Garten oder auf den Balkon gefunden haben. Beim Erbroben von Rezepturen werden wir in jedem Fall die Vorsicht walten lassen, die von der Autorin gefordert wurde.