Was da krabbelt, kriecht, flattert und fliegt

Abends in unserem Garten: Plötzlich poppen hier und da kleine Lichtlein auf. Die Glühwürmchen sind unterwegs, wenn die Sonne längst untergegangen ist. Einfach zauberhaft – und nützlich. Denn sie sind auch Helfer gegen gefräßige Schnecken. Insbesondere die Larven der Leuchtkäfer machen sich gern über Schneckeneigelege und Jungschnecken her.

Grundsätzlich vergeht kein Jahr im Garten, in dem ich nicht ein für mich bislang unbekanntes Insekt entdecke. Und je mehr Vielfalt sichtbar wird, umso glücklicher stimmt es einen. Es beginnt alljährlich im Frühjahr mit den Gehörten Mauerbienen, die geschäftig an unserer Gartenhütte, aber auch an unserem Küchenfenster zu Hause herumsummen. Dort steht wind- und wettergeschützt ein kleines Insektenhotel, in das die Wildbienen – sobald wir es auf das Fensterbrett hingestellt hatten – sofort eingezogen sind. Seitdem wimmelt es alljährlich ab März und bietet uns ein schönes Schauspiel.

Jedes Insekt hat Vorlieben

Im Garten lernt man schnell, dass Biene nicht gleich Biene ist. Und dass jedes Insekt durchaus Vorlieben für ganz bestimmte Pflanzen und Blüten hat. Während Honigbienen oder auch Erdhummeln relativ viele Blüten mögen, hat die Seidenbiene ein Faible für gelbe Blüten, wie es scheint. Zumindest sehen wir ihre Art jedes Jahr am Rainfarn oder der Färberkamille Pollen und Nektar sammeln. Andere kleine Wildbienen stehen dagegen eher auf Glockenblumen. Der Frankfurter BUND hat sich dieser Spezialisierung in einem Beitrag ausführlich gewidmet. Eine sehr gute Bienen-Informationsquelle ist außerdem das Wildbienen-Portal von Paul Westrich, Autor von mehreren Publikationen zum Thema „Wildbiene“.

Allein an den Bienen lässt sich feststellen, wie wichtig ein vielseitiges Blütenangebot für die Artenvielfalt ist. Mit der Bienenvielfalt steigt auch die Vielfalt der Wespen. Denn manche wie die hübsche, schillernde Goldwespe haben sich als Parasit von Wildbienen spezialisiert. Außerdem helfen Wespen beim Bestäuben der Blüten oder auch dabei, Schädlinge zu bekämpfen. Auch wenn wir den Kampf gegen den Buchsbaumzünsler aufgegeben haben und die Büsche allmählich aus unserem Garten verbannen – zuletzt haben wir entdeckt, dass Feldwespen Geschmack an den Buchsbaumzünsler-Raupen gefunden haben.

Viele Insekten im Garten sind wie Ohrwürmer oder Florfliegen nützlich, weil sie beispielsweise Blattläuse oder andere Schädlinge fressen. Manche sind wie die Apfelgespinstmotte unliebsame Gäste für den Gartenbau und man muss ein wachsames Auge behalten, damit sie keinen großen Schaden anrichten. Viele Geschöpfe wie die Federmotte habe ich auch nur ein einziges Mal gesehen. Oft werden sie durch die Gartenarbeit aufgeschreckt und flattern flugs davon, bevor das Auge sie erfassen kann. Zu verdanken haben wir diese Artenvielfalt ganz sicher auch der Tatsache, dass wir komplett auf Chemie in unserem Garten verzichten und mit natürlichen Mitteln versuchen, den Herausforderungen beim Gärtnern zu begegnen.

Bienen, Hummeln und Wespen

Bienen, Hummeln, Wespen und Hornissen sind eng miteinander verwandt. Während Honigbienen, Wespen und Hornissen sozial in Staaten leben, fristen viele der 585 Wildbienenarten in Deutschland ihr Glück als Solitär- oder Einsielderbiene. Im Schrebergartenglück gibt es neben Honigbienen, Seidenbienen, Gehörnte Mauerbienen, Holzbienen, Ackerhummeln, Erdhummeln und Baumhummeln. Sie helfen fleißig beim Bestäuben.

Auch Wespen mögen Blütenpollen. Gleichzeitig sorgen sie für ein natürliches Gleichgewicht im Garten, indem sie Blattläuse oder andere Schädlinge wie beispielweise Buchsbaumzünsler-Raupen fressen. Durch unseren Garten schwirren immer wieder mal Deutsche Wespe, Feldwespe, Goldwespe und Sandwespe. Außerdem brummt gelegentlich mit tiefem Bass eine Hornisse vorbei. Nabu Odenwaldkreis hat hier zusätzlich nützliche Tipps für Nisthilfen zusammengefasst.

Schmetterlinge

Schmetterlinge gibt es einige in unserer Gartenanlage. Besonders 2016 war ein richtiges Schmetterlingsjahr. Alljährlich sind Tagpfauenaugen und die eher unbeliebten Kohlweißlinge zu sehen. Seltener kommen Schachbrettfalter, Landkärtchen, Zitronenfalter und Admiral zu Besuch. Und weil wir Gartennachbarn haben, die Fenchel anbauen, gibt sich auch gelegentlich der stolze Schwalbenschwanz die Ehre. Dieses Frühjahr haben wir sogar einige Aurorafalter gesehen. Weniger auffällig gezeichnet, aber nicht weniger imposant sind Nachtfalter und Motten wie der Weidenbohrer oder die Apfelgespinstmotte. Oft haben sie leider die Eigenschaft, Pflanzen und Bäume zu schaden, wenn sie überhand nehmen.

Auch Schmetterlinge und Raupen haben Vorlieben bei Nektar- und Fraßpflanzen. Die Broschüre „Wie helfe ich den Schmetterlingen?“ (PDF zum Download) des BUND informiert auf wenigen Seiten über die wichtigsten Pflanzen.

Käfer, Wanzen und Zikaden

Bei den Käfern gibt es ebenfalls einige nützliche Helfer, aber auch gefräßige Kollegen. Nützlich ist natürlich allen voran der Marienkäfer, dessen Larven im Frühling an Pflanzen entlang patroullieren, immer auf der Suche nach „leckeren“ Blattläusen. Als wir sie vor vielen Jahren erstmals auf Chilipflanzen auf unserem Balkon entdeckt hatten, dachten wir erst, die „drachenähnlichen“ Geschöpfe wären Schädlinge. Mit ihnen fing letztlich die Leidenschaft an, bei allen Insekten genauer hinzuschauen. Wie zum Beispiel beim Scharlachroten Feuerkäfer: Seine Larven fressen unter anderem Borkenkäferlarven. Das macht sie zu Nützlingen im Garten. Eher lästig sind Feuerwanzen, die zu gern an Malvenblüten saugen. Sie haben keine natürlichen Feinde. Deshalb sammelt man sie am besten ein und setzt sie weit vom Garten entfernt wieder aus. Wanzennester können mit einem Gemisch aus biologisch abbaubaren Spülmittel und Wasser bekämpft werden. Pflanzensaft ist auch die Leibspeise von Zikaden, die aber nicht in der Masse wie Feuerwanzen in Erscheinung treten, und von daher auch nicht unangenehm auffallen.

Libellen und Spinnen

Libellen und Spinnen zählen zu den Räubern. Libellen sehen wir öfter. Königslibelle, Azurjungfer, Heidelibelle, Adonislibelle, um nur vier der Libellenarten in unserer Gartenanalage zu nennen. Da viele Gartennachbarn kleine Teiche angelegt haben, finden sie hier eine gute Lebensgrundlage. Als Larve fressen Libellen alles mögliche Getier aus dem Wasser wie Kaulquappen, Wasserflöhe oder sogar kleine Fische. Die ausgewachsenen Schönheiten haben sich dagegen auf Insekten wie Mücken, Fliegen oder auch Falter spezialisiert. Damit sind sie auch nützliche Helfer gegen Schädlinge.
Libellen stehen unter Schutz. Sie können nicht stechen oder durch die menschliche Haut beißen. Sie sind einfach faszinierend. Gelegentlich wirken sie recht keck, wenn sie scheinbar wenig scheu den Menschen betrachten und einen sogar relativ nah an sich herankommen lassen. Manche Libellen brauchen übrigens bis zu sieben Jahren bis sie sich voll entwickelt haben, heißt es auf www.libellenwissen.de.

Spinnen sind ebenso nützlich, auch wenn sich immer wieder mal Bienen oder Schmetterlinge in den Netzen verfangen. Weberknecht, Kreuzspinne und Winkelspinne zählen wohl zu den bekanntesten Spinnenarten.

Rund 1.000 Arten soll es in Deutschland geben. Die imposanteste Spinne, die wir bislang im Garten entdeckt haben, war eine Wespenspinne.

Allerlei Schnecken

Schnecken sind in jedem Garten Thema. Und wenn sie an das Gemüse gehen und kaum noch ein Blättchen von einer Pflanze übrig lassen, dann ist das schon ziemlich ärgerlich. Trotzdem versuchen wir Schneckenkorn zu vermeiden. Lieber setzen wir auf natürliche Hilfe wie Igel, Frösche, Käfer oder auch andere Schnecken, die vor allem der Nacktschnecke „ans Leder“ gehen sollen. Das bedeutet allerdings, dass man über Fraßspuren hinwegsehen muss.

Gern willkommen sind Tigerschnegel, Weinberg- und Bänderschnecken. Bänderschnecken sollen beispielsweise totes Pflanzmaterial als Futter bevorzugen. Auf dem Speiseplan von Weinbergschnecken steht das Gelege von Nacktschnecken. Tigerschnegel fressen sogar die ausgewachsenen Vielfraße. Bei Nabu beispielsweise gibt es Wissenswertes rund um Schnecken.