An der Reaktion auf jungen Rhabarber erkennt man den Gartenneuling. Also zumindest war das bei mir so. Es war Herbst, als wir unseren Garten bekommen hatten und erlebten im darauffolgenden Frühjahr Monat für Monat Überraschungen, was darin bereits alles wächst. Rhabarber war eine davon. Zumal ich nicht wusste, wie er im frühen Stadium aussieht. An einer Stelle wuchsen plötzlich überall rote Knubbelchen aus der Erde. Mein Gartenchef musste lachen, als ich ihn völlig hektisch herbeirief und ihm aufgeregt meine Entdeckung zeigte. Ich dachte, es würde sich um etwas Schädliches handeln.
Wir hatten also neben Äpfeln, Pfirsichen, Himbeeren, Johannis- und Jostabeeren auch schon Rhabarber im Garten – wie schön! Unser Vorgänger hat an alles gedacht. Rhabarber zählt zu den Knöterichgewächsen und ist mit Sauerampfer verwandt. Er ist also kein Obst, sondern Gemüse. An sich ist er sehr kalorienarm, aber die Menge an Zucker, die man braucht damit er schmeckt, macht diesen Vorteil eher hinfällig. In Rhabarber stecken aber außerdem jede Menge gesunde Stoffe: Kalium, Eisen, Phosphor, Vitamin C und Ballaststoffe. Aufgrund der Oxalsäure des Rhabarbers sollte man ihn nicht in Übermengen genießen. Das könnte zu Vergiftungserscheinungen führen und kann Blasen- und Nierensteine begünstigen, heißt es zumindest in einschlägigen Quellen, die sich mit der Gesundheit befassen.
Unser Favorit: Rhabarbersirup
Rhabarbersaison ist von April bis Juni. Nachdem wir uns an Kompott einige Jahre satt gegessen und die Kuchensaison bei uns erst mit den Unmengen an Johannisbeeren beginnt, verarbeiten wir Rhabarber mittlerweile als Sirup. Er schmeckt köstlich mit Mineralwasser, aber auch als fruchtiger Schuss im Prosecco: ein schönes, frühsommerliches Getränk für die ersten warmen Abende. Die Zubereitung des Sirups geht flott:
300 bis 500 Gramm geschälte Rhabarberstücke in 500 Milliliter Wasser zu Kompott verkochen. Wer es geschmacklich raffinierter mag, kocht zum Beispiel Orangenschalen, Ingwer oder auch ein paar Erdbeeren mit. Wir haben ihn jetzt pur zubereitet.
Ist das Gemüse verkocht wird der Saft über ein feinmaschiges Sieb abgeseiht. Dem Saft haben wir 300 Gramm Rohrohrzucker und etwas von unserem selbst mit Vanille aromatisierten Zucker hinzugegeben. Das Ganze hat dann nochmals rund 10 Minuten gekocht und wurde in sterilisierte Fläschchen abgefüllt.
Wirkungsvoll gegen Blattläuse
Die Blätter können im Garten ebenfalls sinnvoll genutzt werden. Manche Gärtner nutzen die Blätter noch zum Mulchen: als Schutz und um die Feuchtigkeit zu halten. Sie können auch mit Brennnesseln zu Jauche verarbeitet oder als Mazerat – ein Auszug – zubereitet werden. Der Auszug soll wirksam gegen Blattläuse sein. Zumindest ist es ein sanftes Pflanzenschutzmittel, das in Summe der Mittel, die wir einsetzen (darunter Brennnessel, Knoblauch, Zinn- und Seifenkraut), seine Wirkung tun mag. Ein Mazerat aus Rhabarberblättern ist schnell zu bereitet:
200 Gramm Rhabarberblätter klein schneiden, in ein verschließbares Gefäß oder einen Topf mit Deckel geben, und mit einem Liter warmen Wasser übergießen. Das ganze 24 Stunden an einem warmen Ort, bei Zimmertemperatur ziehen lassen. Dann wird der Auszug abgeseiht und kann unverdünnt auf die mit Läusen befallenen Pflanzen gesprüht werden.
Das Rezept stammt übrigens aus dem Buch Pflanzenschutz- und Düngemittel. Selbst gemacht!, eines der wichtigsten Nachschlagewerke in unserer Gartenbibliothek.