Tomatenvielfalt, einfach paradeisisch

Nach der Saison ist vor der Saison. Da lohnt es sich, im kommenden Winter über die Tomatenernte im nächsten Jahr Gedanken zu machen. Tomaten zählen zu den beliebtesten Gemüsesorten. 25-30 Kilo Tomaten verspeist die Bevölkerung in Deutschland pro Kopf im Jahr, so heißt auf Food-Plattformen. Bei uns geht der Verbrauch ganz sicher noch darüber hinaus. Allerdings kommen frische Tomaten bei uns in der Regel nur zur Saison auf den Tisch – und zwar aus dem eigenen Garten. Sie schmecken am besten und der Eigenanbau im Garten bietet eine unvergleichliche Tomatenvielfalt.

Jedes Jahr probieren wir neue Sorten aus und die besten vom Vorjahr bauen wir wieder an. Daneben gibt es auch noch Tomatensorten, die kein Jahr fehlen dürfen. Dazu zählen eine robuste, ertragreiche Fleischtomaten und eine gegen Kraut- und Braunfäule resistente Cocktailtomate, die auch ohne Überdachung gut durch den Sommer kommt. Die eine eignet sich für Saucen und Salate, die andere zum Naschen, für Quiches, als Schmelztomaten aus dem Ofen und vieles mehr. Insbesondere buschige Tomaten in unterschiedlichen Größen lassen sich auch gut im Topf für den Naschgarten auf dem Balkon kultivieren. Die kleinen struppigen Johannisbeertomaten beispielsweise machen in Schalen von der Balkondecke oder einem Regal hängend eine dekorative Figur.

Vom Tomatensamen zur Tomatenfrucht

Von der Anzucht bis zur ersten Ernte vergehen Wochen. Da Tomaten viel Licht benötigen, sollte die Anzucht allerdings frühestens im März beginnen. Ins Beet kommen sie erst nach den Eisheiligen Mitte Mai. Denn kalte Temperaturen mögen sie herzlich wenig. Bis dahin werden sie zunächst in Schälchen mit Anzuchtserde vorgezogen. Haben sie ausreichend Wurzeln gebildet werden sie pikiert und in größere größere Töpfe umgepflanzt. Am Anfang stehen die Tomatensprößlinge gemeinsam mit Chili, Paprika und Auberginen im Keller unter dem Pflanzenlicht. Später drängen sie sich dicht auf den Fensterbänken, bis sie auf ihrem Weg ins Freiland in einem kleinen Gewächshaus auf dem Balkon allmählich abgehärtet werden. Tomaten, ob im Garten, aber mehr noch im Topf auf dem Balkon brauchen nährstoffreiche Erde. Im Garten sorgen Kompost, Pferdeäpfel und ebenso fertiger Bio-Gemüsedünger für die wichtigen Mineralien.

Geerntete Tomaten werden am besten bei Zimmertemperatur aufbewahrt. Im Kühlschränk verlieren sie ihr Aroma. Reife Tomaten scheiden übrigens wie Äpfel das Reifegas Ethylen aus. Das lässt auch anderes Obst und Gemüse schneller reifen oder gar verderben. Der Lagerplatz sollte also gut gewählt sein. Die letzte Tomatenernte holen wir mittlerweile Anfang November ein. Die trockenen Sommer und milderen Temperaturen verbannen das Problem mit der Fäule und bis Oktober bilden sich immer noch jede Menge Früchte. Im Garten werden sie nicht mehr reif – aber im Keller. An einem warmen Ort und mit Papier oder einem Tuch abdeckt reifen grüne Tomaten oft noch nach. Natürlich fehlt ihnen das Aroma des Sommers, aber für Tomatensauce, einen Auflauf oder als Zutat für eine Quiche sind sie immer noch wertvoll.

Tomatl, Pomme D’amour, Pomo D’oro, Paradeiser – Tomaten haben in ihrer europäischen Laufbahn mannigfaltige Namen erhalten. Tomatenbücher erzählen von ihrer Geschichte.

Tomatenbücher, Tomatenwissen, Tomatenrezepte

De Berao, Berner Rose, Schlesische Himbeere, Tschernij Prinz, Bitschij Lob, San Marzano, Costoluto Genovese,  Black Cherry und Green Zebra: Das sind einige Tomatensorten, die uns in den vergangenen zehn Sommern feine Geschmackserlebnisse beschert haben. Am Anfang war es vor allem Irina Zacharias, die uns mit ihrer Webseite jede Menge Anregungen für die Tomatensorten gegeben hat. Sie betreibt mit ihrem Mann im bayerischen Maxhütte-Haidhof eine auf Tomaten und Kräuter spezialisierte Gärtnerei. In normalen, pandemiefreien Jahren bietet sie Führungen durch ihre Tomatenschätze. Aber auch in ihrem Online-Shop stellt sie viele Tomatensorten und ihre Eigenschaften mit einem Video vor. 2017 hielt sie dann ihre Tomatenleidenschaft in einem Buch fest.

„Tomaten. Meine Leidenschaft“ ist ein schönes Werk, das aber weniger auf die Tomatenvielfalt eingeht, als vielmehr zahlreiche, appetitliche Kochrezepte mit Tomaten präsentiert. Und so ist das Buch eben auch in Zusammenarbeit mit einem Profikoch entstanden. Ein bisschen lernt man in dem Nachschlagewerk dennoch über die Tomatenvielfalt, über die Herkunftsgeschichte, wie das Gewächs nach Europa kam, über den Anbau und die Konservierung. Zwischen den Kochrezepten finden sich immer wieder anregende Fotografien von Tomatensorten, die nach Größe und Form zusammengefasst sind.

Wer wie wir gern Bücher in der Hand hält, darin blättert und sich inspirieren lässt, dem möchte ich zusätzlich die beiden Nachschlagewerke von Adelheid Coirazza ans Herz legen. Sie gärtnert als Selbstversorgerin und züchtete als Biologielehrerin gemeinsam mit ihren Schülerinnen und Schülern vor allem alte Tomatensorten, die sie in ihren Tomatenbüchern „Tomaten“ und „Tomaten 2“ mit Fotos und Kurzporträts vorstellt. Allein die üppigen Fotos über die bunte Tomatenvielfalt machen Freude, in den Büchern zu schmöckern. Man schmeckt förmlich schon beim Anschauen die süße, würzige Vielfalt.

„Wer einmal mit Erfolg Tomaten im eigenen Garten angebaut hat, der ist sicher zum Feinschmecker geworden und kann sich mit den handelsüblichen Früchten nicht mehr zufriedengeben.“
Adelheid Coirazza in „Tomaten“

Auch in Adelheid Coirazza Tomatenbüchern erhalten die Leser Hintergrundwissen, Anbau- und Pflegetipps, Infos zu möglichen Krankheiten und Schädlingsbefall sowie Konservierungstipps. Beide Werke halten am Ende eine Liste nützlicher Adressen bereit, über die Tomatensamen bezogen werden können. Die im Rahmen des Schulprojekts vorgezogenen Pflanzen wurden übrigens auf Märkten und in der Schulgemeinde verkauft wurden. Die Erlöse haben unter anderem Klassenfahrten finanziert und wurden an eine gemeinnützige Organisation gespendet.

Buchtipps:

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