Fünf Tage Auszeit im Pfälzerwald

Das waren fünf Tage Waldbaden pur! Der Pfälzerwald ist bezaubernd. Das wissen viele. Wir hatten das bislang nur geahnt und waren von daher sehr überrascht, wie voll der Wald am Wochenende ist. Gerade das Dahner Felsenland mit seinen beeindruckenden Felsformationen ist für einen Ausflug in die Natur beliebt. Und genau dahin hat es uns gezogen. Die bizarren Felsen sind aber auch wirklich sehenswert. Sie tragen düstere Namen wie Teufelstisch, Satansbrocken, Hexenpilz oder Jungfernsprung, aber auch harmlosere wie Schillerfelsen, Schwalbenfelsen oder Braut und Bräutigam. Meist ragen sie gut sichtbar aus dem Gelände hervor. Andere lassen sich auf gut ausgewiesenen Wanderwegen durch den Wald erschließen. Der etwas über 12 Kilometer lange Dahner Felsenpfad, einer der Premiumwanderwege der Region, führt an vielen der spektakulären Natursehenswürdigkeiten vorbei. Wir haben uns bei unseren Wanderungen rund um Dahn vom Wanderführer „Pfälzerwald“ von Antje und Günther Schwab inspirieren lassen. Auch wenn die Wanderungen als GPS-Tracks angeboten werden. Wir nutzen lieber Wanderkarten – oldschool – aus Papier, die wir immer zusätzlich im Gepäck haben.

Die erste rund 11 Kilometer lange Wanderung hatte neben den oben genannten Felsen auch die Ruine von Burg Neudahn als Sehenswürdigkeit und die Dahner Hütte „Im Schneiderfeld“, ein Wanderheim des Pfälzerwald-Vereins, als Rastmöglichkeiten berücksichtigt. Auch ohne diese Highlights sind allein Wege durch die Natur und vor allem natürlich der Wald, die kleinen Seen und der Bachlauf auf dieser Strecke sehr schön.

Im Wanderführer ist es die Tour 11, die zunächst auf den Jungfernsprung führt, der über dem Ort Dahn deutlich sichtbar herausragt. Der Weg nach oben führt über Buntsandsteinfelsen, auf dem vor allem auch Kiefern wachsen. Es duftete wie im Süden, nach Kiefern- und Pinienwäldern. Die Kiefern am Jungfernsprung scheinen dort den Felsen zusammenzuhalten. So machte es den Eindruck auf mich. Und das erinnerte mich irgendwie an eine frühere Wanderung auf Kreta durch die herrliche Samaria-Schlucht. Auch dort hatte ich damals den Gedanken, dass es die Bäume sind, die unsere Welt zusammenhalten. Kiefern und Pinien wachsen dort an steil hochragenden Felswänden.

Vom Jungfernsprung ging es wieder hinunter nach Dahn und ein kurzes Stück durch Straßen, über Bahngleise auf die andere Seite des Ortes hinauf zum Satansbrocken, zu sehen auf dem Titelbild, und dem Hexenpilz. Die Felsen sind zwar ausgeschildert, aber sie tauchen dann doch irgendwie unvermittelt im Wald auf. Sehr beeindruckend. Von dort ging es weiter zur Burgruine Neudahn. Die Burg soll 1240 von Heinrich von Dahn errichtet und 1689 zerstört worden sein – im Zuge des Pfälzischen Erbfolgekriegs, der übrigens auch das Heidelberger Schloss größtenteils in Schutt und Asche legte. Eine Tafel an der Burgruine erläutert anschaulich, welche Funktionen die Gebäudeteile hatten, die noch zu sehen sind. Über einen Treppenturm ist die Ruine zugänglich. Nicht weit entfernt unterhalb der Burgruine befindet sich außerdem das sogenannte Felsentor.

Die Einkehr später in der Pfälzerwald-Vereinshütte war ein ziemliches Geduldsspiel: für Gäste und für die ehrenamtlichen Helfer in der Küche. Es war brechend voll und von daher gab einen regelrechten Run auf begehrte freie Tische. Das Essen dauerte und ungeduldige Gäste quengelten unter ihrem Mund-Nasen-Schutz vor der Küche. Deshalb der Tipp an der Stelle: Für den Fall der Fälle lohnt es sich, eine Vesper im Gepäck zu haben, um gegebenenfalls eine ruhige, entspannte Pause auf einer Bank im Wald zu machen.

Schönes Quartier in Hinterweidenthal: Pfalztraum

Der markante Teufelstisch steht im Wald bei Hinterweidenthal. Der Ort ist etwa sechs Kilometer von Dahn entfernt. Hier hatten wir in einer sehr schönen, komfortablen Ferienwohnung Quartier bezogen. Hunde sind in der Ferienwohnung erlaubt. Der „Pfalztraum“ hat eine vollwertig ausgestattete Küche und einen gemütlichen Wohn-/Esszimmerbereich. Da bleibt man bei regnerischem Wetter gern mal abends „zu Hause“ und kocht selbst. Einkaufsmöglichkeiten finden sich in Dahn oder in Hauenstein. Hauenstein ist eine Schuhstadt. Bis in die 1980er-Jahre soll es hier noch rund 80 Schuhfabriken gegeben haben. Heute ist die Stadt vor allem wegen seiner Schuhmeile bekannt. Sie hat zur Saison von März bis Oktober sogar an Sonn- Feiertagen geöffnet. Ein Schuhmuseum gibt es dort auch. Der Ortskern von Hauenstein ist ebenfalls recht reizvoll. Und wer den traditionellen Pfälzer Saumagen mag, findet hier zum Beispiel einen guten Metzger.

Burg Berwartstein

Ein wenig Geschichte über die Region erfährt man bei der Besichtigung von Burg Berwartstein. Die alte Raubritterburg ist vor allem für Familien ein beliebtes Ausflugsziel. Der Eintritt enthält gleichzeitig die Berechtigung, an einer der regelmäßigen Führungen teilzunehmen. Ursprünglich wurde die Burg in den Sandsteinfelsen gehauen. Davon zeugt der höhlenartige Eingang. Im 15. Jahrhundert wurde die Festung unter Hans von Trotha, auch Hans Trapp genannt, ausgebaut. Ein übler Geselle, der noch heute im nahe gelegenen Weißenburg in schlechter Erinnerung ist. Hans von Trotha befand sich in einer Fehde mit dem Kloster Weißenburg. Um diesen das Wasser abzugraben, ließ er den Fluss Wießlauter aufstauen, um den daraufhin entstandenen Stausee einreißen zu lassen. Die Wassermassen überfluteten Weißenburg und zerstörten es in weiten Teilen. Dem nicht genüge, setzte von Trotha mit seiner Gefolgschaft noch nach und brandschatzte den geschwächten Ort. Das zumindest wurde uns erzählt.

Der Raubritter findet übrigens auch in der Legende um den Jungfernsprung Erwähnung. Er soll dort eine Jungfrau bedrängt haben, die sich auf der Flucht vor ihm vom Felsen stürzte. Wie durch ein Wunder kam sie aber mit dem Leben davon, weil sich ihre Röcke wie ein Fallschirm aufbauschten. Burg Berwartstein soll auch den makabren Begriff der „Pfälzer Scheidung“ geprägt haben. Während Männer die Burg über den höhlenartigen Eingang erklimmen mussten, wurden Frauen über einen Korb in die Höhe gezogen. Wer seine Angetraute loswerden wollte, sorgte dafür, dass das Seil nicht sicher war.

Im Rahmen eines ausgewiesenen Raubritter-Wanderweges kann man die schöne Landschaft rings um Burg Berwartstein erwandern. Sie führt an einem See mit Kiosk vorbei und an „Klein-Frankreich“, dem Außenposten der Raubritterburg. Die Errichtung des Wehrturms geht natürlich auch auf Hans Trapp zurück.

Barfußpfad und Skulpturenweg in Ludwigswinkel

Auch im Pfälzerwald kann man auf Darmstädter Geschichte stoßen. Teile dieser Region gehörten in der Vergangenheit dem Hause Hessen-Darmstadt. Unter dem Landgrafen Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt entstand Ludwigswinkel. Von der historischen Bausubstanz ist allerdings nicht mehr viel erhalten.  Der von malerischen Seen umgebene Ort fiel laut Reiseführer dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer. Heute ist er sehr beschaulich mit einem vielseitigen Barfußpfad und einem kleinen Skulpturenweg im Wald, der überwiegend Märchenszenen enthält. Auch eine Version der Elwedritsch steht hier. DER Nationalvogel der Pfalz. Es handelt sich um ein Fabelwesen aus Huhn, Ente, Gans, Kobold und Elfe. In Speyer gibt es sogar ein Museum rund um die Elwedritsch. Für den Barfußpfad muss man eine kleine Gebührt an einem Kiosk an der Minigolfanlage entrichten.

Neben viel frischer Waldluft gibt es im Pfälzerwald jede Menge kurzweilige und interessante Angebote. Für das Biosphärenhaus und den Baumwipfelpfad bei Fischbach, dem Nachbarort von Ludwigswinkel, blieb leider keine Zeit. Aber das war sicher nicht das letzte Mal, dass wir die Region besucht haben.

Literatur-, Karten- und Linktipps: