Bună ziua, România

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Rumänien ist für Viele immer noch ein blinder Fleck auf der Landkarte. Das sollte sich ändern. Denn das Land bietet unglaublich viele Schätze, die es zu entdecken gilt – sowohl landschaftlich als auch kulturell.

„Rumänien, um Gottes Willen.“ „Ihr wollt da nicht wirklich Urlaub machen, oder?“ „Kommt ja heil wieder.“  Was waren das für Bemerkungen, die uns da entgegenschallten, als wir Freunden, Bekannten und Kollegen von unsem Urlaubsziel erzählten. Nur wenige sagten: „Hey, klasse!“

Rumänien, das große unbekannte Land. Heimat vieler Roma, von Graf Dracula und unzähligen streunenden Hunden. Und einer der ärmsten EU-Mitgliedsstaaten. Das ist oft alles, was die Menschen hier bei uns oder auch in Westeuropa über Rumänien wissen. Zugegeben, wirklich viel mehr wussten wir vor unserer Reise auch nicht. Fernsehdokumentationen thematisieren in der Regel die Naturschätze des Landes und das ursprüngliche, bäuerliche Leben. Dass Rumänien aber ebenso modern ist, schicke Autos auf der Straße fahren und die Kids mit Smartphones unterwegs, Cafés und Restaurants in den Städten reizvoll und gemütlich sind, darüber wird nur selten berichtet. Außerdem  besitzt das Land unglaublich viele kulturelle Highlights, einige mit UNESCO-Welterbetitel.

Studentenstadt Cluj-Napoca

Für unsere Tour hatten wir Teile Transilvaniens und die Bukowina in der Region Moldova ins Auge gefasst. Erster Stop: Cluj-Napoca (auf Deutsch: Klausenburg). Eigentlich ein Zufall, denn der Flug sollte ursprünglich nach Târgu Mureș führen. Doch der etwas über 100 Kilometer entfernte Flughafen wurde am Hinflugtag scheinbar umfangreich gewartet.

Wie wir noch in Deutschland am Flughafen erfuhren, ist Cluj-Napoca zum Studieren ausgesprochen attraktiv. Drei junge, deutsche Frauen hatten sich am Gate zusammen-gefunden und sprachen über ihr künftiges Medizinstudium. In Deutschland gab es für sie keinen Studienplatz – aber in Rumänien. Die Universitätsstadt Cluj-Napoca glänzt mit 21 Fakultäten und die Technische Universität ist die zweitgrößte des Landes. Einige Studiengänge werden auch in Deutsch und Englisch angeboten. Entsprechend viele Studenten beleben das Stadtbild und vertreiben sich ihre Freizeit in den einladenden Cafés im Zentrum.

Generell ist Cluj-Napoca nach Bukarest die zweitgrößte Stadt in Rumänien. Ihr Zentrum schmückt sich mit dem Glanz vergangener Tage. Viele Gebäude stammen aus der Zeit der Habsburger. Einige sind restauriert, andere altersschwache Häuser verleihen der Stadt einen morbiden Charme. Zu den herausgeputzten, architektonischen Juwelen zählt das 1904-06 im Jugendstil erbaute Nationaltheater. Ihm  direkt gegenüber wurde etwa 20 Jahr später eine große orthodoxe Kathedrale errichtet.

Um alle Gläubigen zu erreichen, wird die sonntägliche Messe mit Lautsprechern nach außen übertragen. Tief gläubige Frauen mit Schleier und Männer lauschten mit gesenktem Haupt und geschlossenen Augen andächtig dem religiösen Gesang. Andere saßen in kleinen Gruppen auf Bänken und unterhielten sich leise.

 Die Region Cluj stellt sich vor

Als wir die Stadt erkundeten, fand gerade zwei Straßen weiter, vor der römisch-katholischen Biserca Sfântul Mihail, der St. Michaels-Kirche aus dem 14./15. Jahrhundert, ein Markt statt. Kunsthandwerker und Bauern aus der Region Cluj präsentierten ihre Erzeugnisse: traditionelle Kleider, Schafsfelle, Keramiken, Ikonen, Schmuck, Honig und Marmeladen, Seifen und Cremes sowie frisches Obst und Gemüse. Ganz in der Nähe des Platzes entdeckten wir eine Buchhandlung, die am Sonntag offen hatte. Dort erstanden wir den Straßenatlas, der uns am nächsten Tag den Weg in das nordöstliche Transilvanien, zum Lacul Cobilița, zeigte.

 Lacul Colibița: Wildromantischer Bergsee

Der Lacul Colibița ist ein 260 Hektar großer Stausee auf etwa 900 Meter Höhe am Fuße der Călimani- und Bârgău-Berge. Er staut die Bistrița, die von den Bergen hinab ins Tal fließt. Auf den Berggipfeln sagen sich Bär, Luchs und Auerhahn gute Nacht, begleitet vom abendlichen Gebell der Hunde am See. Eine wildromantische, wunderschöne Gegend, die mit Wanderungen oder dem Mountainbike auf markierten Wegen erkundet werden kann.

Weder ein brummeliger Bär noch ein mürrisches Wildschwein hat unseren Weg bei unseren zwei Wanderungen gekreuzt. Vielmehr war es ein kleiner, angriffslustiger Hund, der vor seinem deutlich größeren Kollegen eine dicke Schnauze riskieren und sein Revier verteidigen wollte. Glücklicherweise war der Große gut hinter Gittern verstaut. Der Kleine konnte allerdings zwischen den Stäben durch und kam uns bedrohlich nahe. Erst als wir ihm unmissverständlich gezeigt haben, dass auch mit uns nicht zu spaßen ist, trollte er sich murrend.

Das war in den 14 Tagen allerdings die einzig wirklich unangenehme Begegnung mit einem Vierbeiner. Die zahlreichen wild lebenden Hunde in den Städten und Dörfern sind eher umgänglich. Sie sind Menschen gewohnt und suchen nach Futter und Streicheleinheiten, wozu man sich aber aus hygienischen Gründen und der möglichen Gefahr, nicht doch gebissen zu werden, besser nicht hinreißen lassen sollte. Einige von ihnen lassen aus Unachtsamkeit an den viel befahrenen Straßen ihr Leben.

Doch zurück zum Lacul Colibița. Er ist ein von den Rumänen gern genutztes Naherholungsziel. Noch gibt es am See nur eine Hand voll Hotels und Pensionen. Allerdings entstehen immer mehr Wochenend- und Ferienhäuser.

Eine Unterkunft der ersten Stunde ist das „Lumina Lacului“ (auf Deutsch: „Licht am See“). Die einfache und ausgesprochen herzlich bewirtschaftete Pension wurde 2005 von dem deutschen Pfarrer Lutz Noack erworben, der sich seit den 1990er-Jahren für hilfsbedürftige Menschen, insbesondere Kinder, in Rumänien engagiert. Mithilfe von Spenden und den Einnahmen des „Lumina Lalului“ finanziert Noack Kinder- und Jugendfreizeiten. Damit gibt er sozial schwachen Familien – vorwiegend aus den östlichen, ärmsten Randgebieten Rumäniens – die Chance, für wenige Tage ihre Sorgen zu vergessen und sich am See zu erholen.

Auf Anfrage erhält man im „Lumina Lacului“ übrigens eine Wanderkarte, die alle Wege im Parcul National Munţii Căliman aufzeigt. Auch Fahrräder, ein Ruderboot und ein Steg, der den Weg zum Schwimmen im See erleichtert, stehen zur Verfügung.

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