Andalusien: Auf den Spuren der Mauren (page 4)

Granada, Stadt des Flamenco

An Tag 6 wurde der Weg schon wieder Richtung Madrid eingeschlagen mit einem Stopp in Granada. Vor allem wegen des Flamencos zieht die Stadt Menschen aus aller Welt an. Zum Flamenco gehören der Tanz mit den klackernden Schuhen, das rhythmische Händeklatschen, der Gesang und die Gitarrenmusik. Der Flamenco zählt übrigens seit 2010 zum immateriellen Welterbe. Wie genau der Flamenco entstand, ist nicht belegbar. Aber seine Entstehung ist eng mit der kulturellen Entwicklung Andalusiens verbunden. Ein Mythos besagt, dass seine Ursprünge im 16. Jahrhundert liegen – genauer bei geflüchteten Mauren, die in den berühmten Höhlen von Sacromonte in Granada Schutz suchten. Dort lebten sie gemeinsam mit „Gitanos“, die aus Indien eingewandert waren, und geflohenen Juden.

Die Höhlen von Sacromonte wurden in der Vergangenheit vor allem von Sinti und Roma bewohnt. Auch heute werden sie noch genutzt und sind zudem heiß begehrt. Denn der Komfort entspricht längst dem eines gut ausgebauten Wohnhauses in Granada. Vom begehbaren Turm der Alcazaba, der Wehrfestung der Alhambra, sind die Höhlen mit bloßem Auge erkennbar.

„Alhambra light“

Von der Alhambra aus sieht man auch die Schnee bedeckten Gipfel der Sierra Nevada. Nicht nur Joaquina schwärmte davon, dass es hier möglich sei, einerseits Ski zu fahren und nach einer relativ kurzen Autofahrt ein Sonnenbad am Strand genießen zu können. Denselben Satz wiederholte auch unser Guide durch die Alhambra: Martin, ein Holländer, der sich Granada als Wahlheimat ausgesucht hat. Er eröffnete uns während der Führung die unerfreuliche Nachricht, dass wir das Prunkstück der Stadtburg gar nicht zu sehen bekommen sollten. Aufgrund einer seltsamen Kulturpolitik darf am Tag nur eine bestimmte Anzahl an Menschen in die Naṣridenpaläste. Wir erhielten diese Erlaubnis aus irgendeinem Grund nicht. Ärgerlich, denn gerade der Löwenhof ist ein echtes Highlight. Wir waren froh, dass wir uns wenigstens die prachtvollen Räume des Alcázar in Sevilla angeschaut hatten.

Was wir zu sehen bekamen, waren der Generalife, den Sommersitz mit den wunderschönen Gärten der Naṣriden-Herscher, der im Renaissance-Stil erbaute Palast Karls V. und das Innere der Alcazaba, der zuvor erwähnten Wehrfestung. Die Alhambra ist das wichtigste Bollwerk der maurischen Zeit. Sie fiel als letzte Bastion 1491.

Nach der Führung blieb noch kurz Zeit, um durch die hübschen Gassen von Granadas Innenstadt zu schlendern und in einer Tapas-Bar einzukehren, bevor es zurück nach Madrid ging.

Madrid im Stau und der Prado

Da der Rückflug nach Frankfurt erst nachmittags angesetzt war, blieb noch Zeit in Madrid. Wir hatten uns auf das Angebot eingelassen, an der Stadtrundfahrt teilzunehmen. Das war ein Fehler, wie sich zeigte. Denn für unseren Geschmack hatten wir genug Städte gesehen. Vielmehr wollten wir noch die verbliebene Zeit in Madrid für den Prado nutzen. Und so verrann die Zeit erst einmal sinnlos im Stau …

Beim zweiten Sightseeing-Stopp ergriffen wir schnell die Flucht nach vorn und lösten uns von der Gruppe, um einmal quer durch die Stadt, den langen Paseo de las Delicias entlang zum Prado  zu flitzen. Das bisschen Zentrum, das wir dabei gesehen haben, war sehr schön. Madrid will also auch irgendwann noch einmal mit mehr Muße besucht werden.

Für den Prado verblieben uns noch knapp zwei Stunden. Eigentlich zu wenig für die vielen berühmten Werke. Aber bereits um 11 Uhr ist der Prado so voll mit Touristen und Schulklassen, dass uns die Zeit gereicht hat. Berühmte Exponate wie das Tryptichon „Garten der Lüste“ von Hieronymus Bosch, die wir gern mal in natura sehen wollten, haben wir gesehen. Der Museumsführer, den es auch auf Deutsch zu erwerben gibt, hat uns dann noch diverse Hintergrundinfos vermittelt. So zum Beispiel, dass die Sammlung des Prados der Sammelleidenschaft der spanischen Herrscher zu verdanken ist, die Künstler förderten. Tizian beispielsweise war  Porträtmaler von Karl V. Diego Velázquez wurde von Philipp IV. gefördert. Und schließlich verrät es auch der Name: Museo Real de Pintura, Königliche Pinakothek. Die Idee hinter dem Prado entsprach der Intention des Louvre. Die Sammlung sollte nicht nur einer kleinen exklusiven Schicht zugänglich sein, sondern auch der großen Allgemeinheit.

Nach dem Prado stiegen wir zum letzten Mal in den Reisebus, der die Gruppe zum Flughafen brachte. Übrig von der Woche Andalusien blieben viele, unglaublich schöne Eindrücke – darunter auch Erinnerungen an die Menschen, mit denen wir diese Woche verbracht haben.

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